„Hey, das ist ein Bankrott, Baby, keine Katastrophe!“ Harry Papadopoulos (großartig: Stephen Dillane) hat mit einem Fish ’n’ Chips-Laden angefangen und sich dann zu einem großen Feinkostproduzenten hochgearbeitet. Gerade will er die Papadopoulos Plaza – das Projekt seines Lebens – auf die Beine stellen, als im Zuge der Bankenkrise sein Kredit platzt. Sein großkotziger Berater spricht zwar den zitierten Satz als Beruhigung der Situation, jedoch muss Harry mitsamt Familie seine Luxusvilla verlassen und auch sonst ist alles erstmal futsch. Alles? Nicht ganz… Mit seinem Bruder Spiros (Georges Corraface) zusammen besitzt er noch den heruntergekommenen Fish ’n’ Chips-Laden aus den Anfangsjahren, und Spiros ist wild entschlossen, diesen wiederzueröffnen. Harry, gerade erst zum europäischen Unternehmer des Jahres gekürt, findet die Idee mehr als absurd, willigt aber mangels anderer Bleibe ein, mit seinen Kindern über dem Laden einzuziehen. Spiros hingegen tut alles dafür, den Laden wieder als den besten Fish ’n’ Chips-Laden in ganz London zu etablieren.
Wäre „Papadopoulos & Söhne“ eine US-Produktion, finge es vermutlich spätestens jetzt an, unerträglich kitschig zu werden. Denn es geht um die Frage „Was ist wirklich wichtig im Leben?“ Marcus Markou jedoch, Sohn griechisch-zypriotischer Einwanderer, zeigt mit seinem sehr britischen Debütfilm, dass er den Pathos weitgehend großräumig umschiffen und dafür wunderbar unterhaltsam sein kann. Das ist vor allem den Schauspielerinnen und Schauspielern zu verdanken, allen voran den beiden Brüdern: Stephen Dillane als Harry ist zunächst meist verkniffen und angespannt und verlangt von seinen drei Kinder vor allem Ehrgeiz. Spiros ist das genaue Gegenteil – lebenslustig und stolz auf seine griechischen Wurzeln, die Harry meist verschweigt und den britischen Snob gibt. Die Erinnerungen, die auf dem Dach des alten Ladens hochkommen oder das Experimentieren mit den Teigsorten für den Fisch sorgen aber bald dafür, dass Harry die Londoner Finanzwelt immer weniger attraktiv findet. Stattdessen sitzt er einfach mal im Park auf der Bank oder lässt sich von seinem ältesten Sohn endlich mal etwas über Pflanzen – dessen große Leidenschaft – erzählen. Tatsächlich sind Harrys Kinder jetzt deutlich stolzer auf ihn als damals, als sie wegen des Unternehmerpreises für ein Pressefoto posieren sollten.
Vorurteile gegenüber vermeintlich faulen Griechen sind derzeit in Deutschland leider en vogue – in diesem Film werden sie charmant auf die Schippe genommen und mit viel Fleiß und Ehrgeiz konterkariert.
[erschienen im gedruckten Kinokalender 6/2013 und hier]
Kinostart: 27.6. 2013