Mittsommernachtstango

Die bescheidenen Finnen werden ja oft in der Geschichte übergangen, wer weiß schon, dass sie den Tango und Mittsommernachtstango von Viviane Blumenscheinsogar den Walzer erfanden! Finnlands bekanntester Regisseur Aki Kaurismäki (»Leningrad Cowboys Go America«, »Das Leben der Bohème«, »Wolken ziehen vorüber«) verwendet den Tango nicht nur oft in seinen Filmen, er ist auch Experte in dessen Historie. Im heutigen Russland sollte die damals neue Musik den Hirten helfen, Wölfe fern zu halten, erzählt er. Ein Schiff brachte den Tango dann nach Südamerika.
Dort schütteln die drei Musiker Walter „Chino“ Laborde, Diego „Dipi“ Kvitko und Pablo Greco nur den Kopf: „Die spinnen, die Finnen.“

Ihre Reise nach Finnland, begleitet von der deutschen Regisseurin Viviane Blumenschein, wird ein großes Abenteuer und ein Trip voller Entdeckungen. Auch wenn sie anfangs enttäuscht sind, da sich die erwartete Milonga als eher durchschnittliches Dorffest entpuppt und die langen Autofahrten von ständig liegen bleibenden Autos beeinträchtigt werden. Sie treffen berühmte Musiker wie M.A. Numminen und sogar den legendären Reijo Taipale, mit denen sie gemeinsam spielen und singen. Sie sinnieren über die kulturellen und die Temperamentsunterschiede zwischen Finnen und Argentiniern und sind ganz begeistert von ihren Erlebnissen: diese Landschaft, so wenige Menschen selbst in der Stadt, die merkwürdige Aktivität des Saunens und dann diese Musik! Viele herzliche Begegnungen und gemeinsames Musizieren später haben die drei Argentinier viel gelernt (Chino nimmt sogar eine Gesangstunde und trägt ein wunderschönes Lied auf finnisch vor) und gesehen.
Wer Tango verabscheut, sollte diesen Film meiden, alle anderen erwartet viel lakonischer Humor, eine nicht ganz seriöse Herkunftsforschung zum Tango und Protagonisten, die sich neugierig auf eine sehr andere Welt einlassen. Die Bilder zeigen sowohl die Hektik der Großstadt Buenos Aires als auch die Weiten Finnlands – ein schöner Kontrast, der sich auch in den Musikern widerspiegelt: Die Argentinier inszenieren ihre Auftritte mit viel Stil und Glamour, während die Finnen auch auf dem eigenen Bauernhof spielen – alle aber mit der gleichen Leidenschaft für die Musik.

Kinostart 13.3. 2014

[Erschienen im gedruckten Kinokalender 3/2014 und hier]