„Ich hab nie behauptet, dass es leicht sein würde.“ Turmspringtrainer Hanno Herbst (Heiko Pinkowski) ist verwirrt. Sein dicker Sohn Flori (Frithjof Gawenda) interessiert sich so gar nicht für die Dinge, die Hanno wichtig findet: Sport oder motorisierte Fahrzeuge etwa. Flori tanzt lieber zu Schlagermusik durch die Wohnung oder liegt sinnierend mit seiner Mama auf dem Boden im Licht seiner Discokugel. Als Flori sich auch noch in einen Jungen verliebt und Mama plötzlich nicht mehr da ist, müssen Vater und Sohn miteinander auskommen. Sie bemühen sich redlich. Aber – es ist eben nicht so leicht. Der das zu Hanno sagte, ist der Schlagersänger Christian Steiffen, der den Film nicht nur mit seinen lebensweisen Liedern („Das Leben ist nicht immer nur / Pommes und Disco / Das sage ich dir / Manchmal ist das Leben einfach nur / eine Flasche Bier“) bereichert, sondern auch Hanno beratend zur Seite steht. Ebenso wie Rosa von Praunheim, der als Sexualberater Hanno in seiner Hilflosigkeit Tipps im Umgang mit seinem Sohn gibt. Doch diese zu beherzigen, führt nur zu noch mehr Ungemach und Empörung seitens des pubertierenden Jugendlichen.
Wer sich jetzt fragt, wo ein solcher Film entsteht, erhält mit „hier bei uns und sogar fürs Fernsehen!“ womöglich eine überraschende Antwort. Der junge Regisseur Axel Ranisch begeisterte letztes Jahr viele Menschen mit dem zauberhaften Film »Dicke Mädchen« und legt nun eine neue Produktion vor, die unter anderem vom ZDF – Das kleine Fernsehspiel produziert wurde, weil mutige Redakteure Lust auf einen wilden, ungewöhnlichen Stoff hatten.
»Ich fühl mich Disco« ist dabei ein echter Kinofilm geworden, mit tollen Bildern, einer bunten, unbändigen Fantasie und vielen wunderbaren Darstellern. Dabei zeigt er doch eigentlich genau das, was viele von uns aus eigenem Erleben kennen: Die Unsicherheit des Erwachsenwerdens, die Euphorie der ersten Liebe und die Nervereien mit den Eltern. Nur dass in den Filmen von Axel Ranisch immer getanzt wird und ein resignierter Vater dem plötzlich aufgetauchten Schlageridol seines Sohnes eine reinhauen darf.
[Erschienen im gedruckten Kinokalender 11/2013 und hier]
[Und hier gibts den Podcast zum Film]