Das Schwein von Gaza

Ein Schwein im Fischernetz? Ein bisschen wie im Märchen fängt der Film an: Man sollte nicht allzu streng die Frage stellen, wie wahrscheinlich es ist, dass im Sturm ein Das Schwein von Gazavietnamesisches Hängebauchschwein von einem fernöstlichen Frachter fällt und dem armen Fischer Jafaar ins Netz geht. Der fängt sonst nie etwas außer Müll und Flips-Flops, ist mit dem Schwein aber auch so gar nicht einverstanden. Denn was soll er im Gazastreifen mit einem Schwein? Die Tiere gelten bei den Moslems als unreine Tiere und dürfen ihren heiligen Boden nicht betreten. Also ersinnt der schlichte Mann Lösungen. Er versucht es zumindest: Erschießen klappt nicht, im Haus verstecken auch nicht so richtig. Schulden hat er auch, es muss dringend was passieren. Als er schließlich erfährt, dass die Juden heimlich Schweine züchten, knüpft er Kontakt zu Yelena in der nahe gelegenen Siedlung und versorgt sie mit Schweinesperma, damit die Zucht voran kommt. Aber auch diese lukrative Sache ist nicht von langer Dauer. Immer abstruser werden die Probleme und damit Jafaars Lösungsversuche. Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Film verbindet geschickt märchenhafte und sehr realitätsnahe und bedrohliche Elemente. Das ist eine gute Idee, um einen Film zum Nahostkonflikt zu machen, der einen nicht komplett depressiv aus dem Kino entlässt, Raum für den Traum vom Frieden schafft und dennoch die gegebenen Realitäten zeigt.

Im Presseheft heißt es: „Niemand wird angegriffen, aber auch niemand wird verschont“. Das müssen aufregende Dreharbeiten gewesen sein, immer mit ein bisschen Angst, ob sich wirklich weder Juden noch Palästinenser nachteilig dargestellt sehen. Und eine bunte Mischung an Menschen verschiedenster Herkunft war auch dabei, das hat vermutlich geholfen: Regisseur Sylvain Estibal ist Franzose, der HauptdarstellerSasson Gabay ein israelischer Schauspieler mit irakischen Wurzeln, die Darstellerin der Yelena Myriam Tekaïa ist eine in Italien geborene Tunesierin. Und das vietnamesischer Hängebauchschwein ist eigentlich eine Friedenstaube….

[erschienen im gedruckten Kinokalender 08/2012]