Computer Chess

Die Inhaltsangabe für Nerds: Anfang der 1980er. Ein Computerschachturnier bringt die Avantgarde der Programmierer und eine kluge Frau zusammen, um ihre Programme gegeneinander antreten zu lassen. Jeden Tag schieben sie PDP-11- und andere, riesige Computer in den Konferenzraum, um die Figuren nach mehr oder weniger gut formulierten Algorithmen auf den 64 Feldern zu bewegen. Jede Nacht hacken sie am Code, um Fehler zu beseitigen. Ihre Diskussionen drehen sich um die Unterwanderung ihrer Branche durch Geheimdienste und die Grenzen oder Möglichkeiten von „künstlicher Intelligenz“. Der schwarzweiße Film wurde er auf einer U-matic gedreht und bietet neben einer Mischung aus Computermuseum, Brillen- und Frisurenparade sogar Cat-Content!

Computer Chess

Computer Chess – Bild ist ein zauberhaftes animiertes gif, bitte klicken!

Die Inhaltsangabe für alle anderen: In einem US-Provinzhotel treffen sich Programmierer, um wie jedes Jahr zu ermitteln, wessen Schachprogramm die anderen schlägt und ob es schließlich einen Menschen besiegen wird. Der schüchterne Student Peter (Patrick Riester) versucht zu ergründen, warum das Programm seines Professors ständig „Selbstmord“ begeht. Dabei gerät er unverhofft an eine esoterische Selbsterfahrungsgruppe, die im gleichen Hotel logiert. Auf die trifft auch Einzelgänger Michael Papageorge (Myles Paige), der kein Zimmer bekommen hat und nachts durch die Hotelflure geistert. Währenddessen philosophiert eine Gruppe der Programmierer auf einem Zimmer bei Joints und Alkohol über die möglichen Interessen des Pentagon an ihren Kenntnissen – schließlich geht es bei Schach um Strategien, und die sind kriegsnützlich. Eine der absurdesten Vorschläge für die Zukunft von Computern lautet: „Dating“…

Dieser unglaublich stimmige, kuriose und dabei sehr lustige Film von Andrew Bujalski („Funny Ha Ha“, „Beeswax“) lässt schüchterne Nerds und langhaarige Geeks auf esoterische Freaks mit Geburtsritualen treffen und über die Welt und die Zukunft philosophieren. Wer nicht weiß, dass der Film von 2013 ist, kann durchaus glauben, er sähe Material aus den frühen 80ern. Zumindest die Kameratechnik stammt tatsächlich aus dieser Zeit (es wurde später vom Videoformat Betacam SP abgelöst). Dass viele der Darsteller keine Schauspielerinnen und Schauspieler sind, sondern Gärtner, Chocolatier, Cutterin oder Universitätsprofessor, ist ein weiteres Detail im charmanten Film-Universum von Independent-Regisseur Bujalski. Finanziert wurde der Film offensichtlich von der Crowd inclusive einiger Leute aus der Community: Die sehr unterhaltsame Webseite computerchessmovie.com listet als Mitfinanzierer unter vielen Namen auch Nicknames wie biklz, Ren√© Wolke und AmyO auf.

[erschienen im gedruckten Kinokalender 11/2013 und hier]

Kinostart: 7.11. 2013