Tagebuch eines Skandals | Notes on a Scandal

Der Film könnte auch “Tagebuch einer tragischen Person” heißen. Judi Dench spielt die über 60-jährige Barbara Covett, die sich in ihre junge Kollegin Sheba Hart (Cate Blanchett) verliebt und ihr Nähebedürfnis auf höchst verstörende Weise auslebt: Sie nutzt die offensichtliche Unerfahrenheit der jüngeren aus, um ihre Unterstützung anzubieten. Sheba, offen und unkonventionell, freut sich über Hilfe in schwierigen Situationen mit Schülern und lädt Barbara auch mal zu sich nach Hause ein. Dort erwarten Barbara (hoffnungslos overdressed für den Anlass) ein deutlich älterer, sympathischer Ehemann (Bill Nighy) und zwei Kinder.

Notes on a Scandal

So weit, so unspektakulär. Hätte Barbara nicht entdeckt, wie Sheba mit einem 15-jährigen Schüler eine Affäre hat, wäre die Beziehung der beiden Freuen womöglich im Sande verlaufen. Weiterlesen

Papusza

Sprache ist Identität. Wer sie nicht nur sprechen, sondern auch lesen und schreiben kann, besitzt ein mächtiges Werkzeug. Mit diesem Werkzeug umzugehen, möchte die titelgebende Protagonistin in „Papusza – Die Poetin der Roma“ erlernen, doch in ihrem Clan erntet sie damit nur Misstrauen. Schließlich wird sie wegen ihrer poetischen Bestrebungen sogar aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. PapuszaPapusza starb 1987 – sie hieß mit bürgerlichem Namen Bronisława Wajs und ist die wohl bekannteste Lyrikerin der Roma. Die Verfilmung ihrer Lebensgeschichte von Joanna Kos-Krauze und Krzysztof Krauze ist ein episches Drama in Schwarz-Weiß, das unter die Haut geht.

Die ganze Kritik findet ihr hier bei filmstarts.de

Kinostart: 7.5.2015

Stella – My Skinny Sister

Ungefähr ein Prozent aller weiblichen Jugendlichen und Erwachsenen leiden an Magersucht, einer Essstörung, bei der der eigene Körper als zu dick empfunden wird – selbst dann, wenn die Betroffenen schon unter starkem Untergewicht leiden. In Kinofilmen ist das Thema selten präsent. Umso erfreulicher, dass die Schwedin Sanna Lenken nach ihrem Kurzfilm „Eating Lunch“ (Berlinale 2013) erneut einen sehr feinfühligen Beitrag dazu leistet.Stella Diesmal ist es ein mit dem ZDF und arte koproduzierter Spielfilm, der 2015 in der auf ein jugendliches Publikum ausgerichteten Berlinale-Sektion Generation Kplus gezeigt wird. Lenken, die als Teenager selbst an Magersucht litt, stellt in ihrem einfühlsamen Jugenddrama „My Skinny Sister“ Stella in den Mittelpunkt, die jüngere Schwester der magersüchtigen Katja.

Die ganze Kritik findet ihr hier bei filmstarts.de

Kinostart: noch nicht bekannt

 

Je suis Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach war eine Freundin von Klaus und Erika Mann, die Ehefrau eines homosexuellen Diplomaten in Persien, Schriftstellerin, Antifaschistin, morphinsüchtig und lesbisch. Sie hat mit ihrer Art und ihrem androgynen Äußeren unter anderem die US-Schriftstellerin Carson McCullers und die Fotografin Marianne Breslauer verzaubert. Im Alter von 34 ist sie nicht etwa an Drogen, sondern bei einem Fahrradunfall gestorben.
Schwarzenbach

Dass sich die Künstlerin Véronique Aubouy nun filmisch mit Schwarzenbach beschäftigt, ist grundsätzlich zu begrüßen, schließlich verdienen nicht nur die Reiseberichte und die Prosawerke der Schweizerin, die seit den 1980er Jahren wieder aufgelegt werden, jedes Interesse, sondern auch ihre faszinierende Lebensgeschichte. Was unter dem Titel „Je suis Annemarie Schwarzenbach“ nun aber als halbdokumentarisches Filmexperiment bei der Berlinale 2015 im Panorama zu sehen ist, das wird vermutlich nicht einmal eingefleischte Schwarzenbach-Anhängerinnen begeistern.

Die ganze Kritik findet ihr hier bei filmstarts.de

Kinostart: noch nicht bekannt

Oktober November

Götz Spielmanns Filme kann man schlecht beschreiben. Schon bei dem Vorgänger „Revanche“ klang die Geschichte eher trivial: Kleinganove und aussteigewillige Prostituierte überfallen eine Bank. Sie stirbt durch die Kugel eines Polizisten, zu dessen Frau er später eine Beziehung aufbauen wird. Der Film ist aber ein Wunder an eindringlichen Situationen und emotionsgeladener, hinreißenden Bedächtigkeit. Auch sein neuer Film „Oktober November“ beschreibt sich nur unzureichend mit dem Plot: Oktober NovemberEin schwerer Herzinfarkt des Vaters (Peter Simonischek) führt die Schauspielerin Sonja (Nora von Waldstätten) aus Berlin in die österreichische Heimat, wo sie auch ihre Schwester Verena (Ursula Strauss) wieder trifft. In dem ehemaligen Gasthaus brechen alte Konflikte und Fragen auf. Spielmann selbst findet, dass die Frage “Was ist der Grund unseres Daseins, was ist der Sinn?” „platt“ klingt. Seine Film ist das Gegenteil davon und sehr berührend. Weiterlesen

Zeit der Kannibalen

Was sind die wirklich existentiellen Dinge? Familie, Reichtum, Glück – oder die schlichte Unversehrtheit des Leibes. Je nach Lebensmittelpunkt und persönlichen Vorlieben werden die Schwerpunkte in dieser Frage bekanntlich recht unterschiedlich gesetzt. Haben wir First-World-Problems, wenn uns die ständig unterschiedliche Anordnung von Lichtschaltern in Hotels weltweit ärgert? Zeit der KannibalenPassen westliche Rezepte einer globalen Unternehmensberatung zu Ländern wie Nigeria oder Indien? Johannes Naber erzählt in seiner grotesken Komödie „Zeit der Kannibalen“ von diesen und vielen anderen Dingen und überzieht dabei wo es nur geht, ohne in die Klamotte abzugleiten. Nicht zuletzt das konsequente Ende sorgt für 85 Minuten bester Unterhaltung mit einem sehr ernsthaften Einschlag.

Die ganze Kritik findet ihr hier bei filmstarts.de

Kinostart: 22.5. 2014

Podcast – was ist das eigentlich und wie klingt das?

“Petra soll ja jetzt das mit diesen Podcasts machen” – “Ach ja, was ist das denn?” – “Die reden da wie im Radio.” – “Aha. Und wo kann ich mir das anhören?”So schöne Mikrofone

Was ist ein Podcast?

Ein Podcast ist wie eine Radiosendung, nur im Internet. Podcasts sind zum Anhören oder Ansehen. Gemacht werden sie von ganz verschiedenen Menschen zu ganz unterschiedlichen Themen auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Alleine, zu zweit, zu ganz vielen, im Studio, im Wohnzimmer oder unterwegs. Auch Radiosender produzieren Podcasts. In der Wikipedia wird das alles ziemlich gut beschrieben.

Wie kann ich mir das anhören?

Podcasthören geht eigentlich überall: Auf dem Computer, auf dem Smartphone, auf dem Tablet und auf dem iPod  – eigentlich auf jedem beliebigen Musikabspielgerät. Das geht dann zum Beispiel so:

  • via einen Link: wer hier anklickt, kommt auf eine Webseite, auf der die Sendung losgeht, sobald der “Play”-Knopf gedrückt wird. Petras Podcasts sind alle hier abgelegt und können direkt angehört werden.
  • Download: Neben oder unter dem Player ist ein Knopf, um die Audiodatei runterzuladen.

Und geht das auch mobil?

Klar, der Begriff “Podcast” leitet sich ja vom iPod ab (und von Broadcast wie Sendung oder Rundfunk). Eine Folge kann auf einen mp3-Player gespielt werden. Oder wird direkt von einem Smartphone oder Tablet aus angeklickt. Das ist aber nicht besonders praktisch und kann auf Dauer mühsam werden.

Ich kann das auch abonnieren?

Podcasts kommen mehr oder weniger regelmäßig. Menschen möchten verschiedenen Podcasts “folgen” und immer was zum Hören haben, wenn sie im Auto, beim Joggen oder Bahnfahren sind. Außerdem wäre es ja doof, wenn Hörer*innen alle paar TageMenschen die in Mikrofone sprechen nachschauen müssten, ob es was Neues bei ihren Favoriten gibt. Deswegen gibt es eine Art Abo-System. Dazu wird ein Programm benutzt, das die Sendungen abspielen kann und sich meldet, wenn neue Folgen erschienen sind.
Wer ein iPhone oder iPad hat, kann zum Beispiel die Apple-eigene App “Podcasts” verwenden oder sich für wenige Euro die App Instacast leisten (lohnt sich!). Dann mit dem Namen des Podcasts suchen (der von Petra heißt “Büro für Filmangelegenheiten”), finden und auf “Abonnieren” klicken.
Auf dem Computer geht das zum Beispiel mit iTunes.
Wer nach einem “Feed” gefragt wird, um Petras Podcast zu finden oder zu abonnieren, gibt das hier an: http://www.buerofuerfilmangelegenheiten.de/feed/podcast-mp3/ (für mp3-Dateien, weitere Formate folgen bald).

Show… – was?

In so einer Sendung wird ja viel geredet, und das Publikum kann gar nicht so schnell googlen, wenn was Interessantes oder Unbekanntes erwähnt ist (vor allem nicht beim Joggen oder Autofahren). Daher gehört zu Podcasts oft eine Linksammlung dazu. Die heißt dann Die Shownotes.

Lob? Korrektur? Unmut?

Wer das Gehörte kommentieren will, ist herzlich eingeladen! Schließlich ist es sonst schwer festzustellen, was Hörerinnen und Hörer eigentlich interessiert und wie sie eine Sendung fanden. Ein kurzer oder auch längerer Kommentar auf der Webseite der Episode sorgt also für große Freude!

Und was ist Flattern jetzt schon wieder?

Wer noch mehr machen möchte als Kommentieren, benutzt den grünen Knopf,Bundesarchiv, Bild 102-09292 : CC-BY-SA auf dem “Flattr” steht. Auch in diesem Fall erklärt die Wikipedia sehr gut, was das ist. Die Idee dahinter ist die, dass Menschen gerne für etwas zahlen möchten, das sie im Internet finden: Texte, Musik, Videos, etc. Es darf nur auf gar keinen Fall umständlich sein. Flattr ist genau das: nicht umständlich. Einmal ein Konto angelegt und einen Betrag von 1, 2, 3… Euro pro Monat festgelegt, geht alles ganz einfach: Was gefällt wird angeklickt. Fertig. Eine schöne Sache, um die Ausgaben (Technik, evt. Reisen) von Podcastern vielleicht ein bisschen zu decken.

Rosie

Alte Menschen im Film – das gibt es viel zu selten, und wenn es solche Geschichten wie in „Rosie“ sind, dann möchten wir viel mehr davon! Rosie (ganz wunderbar: Sibylle Brunner) ist nämlich sowohl Dame wie auch manchmal verwirrt auf der Suche nach ihrer Katze, sie pupst hin und wieder und ärgert ihre Tochter. Rosie von Marcel GislerSie trinkt viel, sehr viel. Sie hat hart gearbeitet, damit ihre Kinder Lorenz (Fabian Krüger) und Sophie (Judith Hofmann) gut aufwachsen. Aber sie hat ihnen auch Angst gemacht, weil sie ständig Affären hatte. Warum? Weiterlesen

Schnee von gestern

Viele junge Israelis leben in Berlin. Sie machen die Erfahrung dort zu leben, wo ihre Vorfahren in Nazideutschland umkamen und wohin viele Überlebende keinen Schritt setzen würden. Auch Yael Reuveny hat eine Familiengeschichte voller Leid und Trauer. Als Filmemacherin Anfang 30 ist sie auf den Spuren ihrer eigenen Familie – und einer Geschichte, von der sie bis vor Kurzem nichts wusste. Schnee von gestern von Yael Reuveny
Yael hörte von ihrer 2001 verstorbenen Großmutter immer wieder den schicksalhaften Bericht eines verpassten Treffens mit ihrem Bruder. Die Geschwister aus Wilna hatten den Holocaust überlebt und sich dennoch nie wieder gesehen. Beide glaubten, der andere sei tot. Beide bauten sich ein Leben auf, mit Lebenspartnern, Kindern und Enkeln. Yael kannte bis vor einigen Jahren nur den Teil der Familie in Israel. Dann kam ein Brief aus der Nähe von Cottbus… Weiterlesen

Mittsommernachtstango

Die bescheidenen Finnen werden ja oft in der Geschichte übergangen, wer weiß schon, dass sie den Tango und Mittsommernachtstango von Viviane Blumenscheinsogar den Walzer erfanden! Finnlands bekanntester Regisseur Aki Kaurismäki (»Leningrad Cowboys Go America«, »Das Leben der Bohème«, »Wolken ziehen vorüber«) verwendet den Tango nicht nur oft in seinen Filmen, er ist auch Experte in dessen Historie. Im heutigen Russland sollte die damals neue Musik den Hirten helfen, Wölfe fern zu halten, erzählt er. Ein Schiff brachte den Tango dann nach Südamerika.
Dort schütteln die drei Musiker Walter „Chino“ Laborde, Diego „Dipi“ Kvitko und Pablo Greco nur den Kopf: „Die spinnen, die Finnen.“ Weiterlesen