BFFA on Tour 01 – Schmalfilmtage Dresden

Schmalfilmtage in DresdenDer Festival-Podcast widmet sich den Schmalfilmtagen, die vom 16.-18. Januar 2014 in der Dresdner Motorenhalle stattfanden. Malte und Petra haben sich (fast) alles angeschaut und erzählen von den Filmen, Bildern und Tönen, an die sie sich nach der Heimfahrt noch erinnern. Das geneigte Publikum findet ein paar der Filme und einige Trailer bzw. Ausschnitte im Internet.

Schmalfilmtage Dresden
Das Manifest der Schmalfilmtage
9,5mm-Film (Wikipedia)
“Tarnation” von Jonathan Caouette (iMDb)
Trailer von “Tarnation” (youtube)
Gus von Sant (Wikipedia)
Programm “Teenage Kicks III”
Film “Imaginary Girlfriend” von Erica Eyres (vimeo)
Film “Nashi” von Daya Cahen (mit Filmauschnitt)
Programm Livevertonungswettbewerb
OchoReSotto
Programm “BAD VIBRATIONS: Jugend Ost 1979/80 (unplugged)”
Film “Sonnabend, Sonntag, Montagfrüh” von Hannes Schönemann (Datenblatt der Berlinale 2009)
Film “Wozu denn über diese Leute einen Film?” von Thomas Heise (Webseite von Thomas Heise)
Programm von Naren Wilks
Film “Bridge Study” von Naren Wilks (youtube)
Internationaler Wettbewerb, Details zu den Filmen
Jurypreis für Anja Dornieden und Juan David Gonzalez Monroy für „The HandEye (Bone Ghosts)“ (haben wir nicht besprochen, ist aber interessant) (Ausschnitt)

 

Cover Image im Original by Klaus Schreier – filmkorn.org

Mein Filmjahr 2013 – eine Art Rückblick

So ein Jahr ist voll gestopft mit Filmen: Neben den normalen Starts – nie unter zehn, meist eher 15 pro Woche – geht es spätestens im Februar mit der Berlinale los und endet erst Ende November mit mehreren wichtigen Festivals in Wiesbaden und Lünen sowie Winterthur und Berlin für den Kurzfilm. Wenn dann am Ende eines Jahres etwas hängen geblieben ist, war ein Film wirklich bemerkenswert. Hier meine subjektive Auswahl.

"Ich fühl mich Disco" | Axel Ranisch

Im deutschen Film fallen wieder ein paar junge Filmemacher auf, die gerade ihre ersten langen Filme vorlegen – und was für welche! Axel Ranisch brachte letztes Jahr sein No-Budget-Debüt „Dicke Mädchen“ raus, nun folgte mit „Ich fühl mich Disco“ die Geschichte des pummeligen Flori, der sich mit seinem ehrgeizigen Vater arrangieren muss. Der erste Kuss (mit einem Jungen!) und viele Peinlichkeiten der Pubertät: Das ist urkomisch, traurig und voll überbordender Fantasie inclusive Schlagermusik und Tanzeinlagen. Eine grandiose Neuentdeckung liefert Ranisch mit seinem Hauptdarsteller Frithjof Gawenda gleich noch zusätzlich ab, Heiko Pinkowski ist mit Seehund-Schnauzer ebenfalls umwerfend. Von der gleichen Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg kommt Aron Lehmann, der teilweise mit den selben Schauspielern seinen Abschlussfilm „Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ realisierte. Die vielschichtige Betrachtung von Visionen und deren Scheitern ist nicht nur klug, sondern auch herrlich lustig und glänzt mit tollen Darstellern wie Robert Gwisdek und Jan Messutat.

Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel | Aron LehmannEine düstere Zukunftsvision in schwarz-weiß malt Linus de Paoli mit „Dr. Ketel“: Ein Mann, der mal Krankenpfleger war, versucht denjenigen Menschen im einschlägig bekannten Berliner Bezirk Neukölln zu helfen, die im Gesundheitssystem durch das Raster fallen und sich keine Behandlung leisten können. Dafür überfällt er Apotheken und nimmt ein Leben als gesuchter Krimineller in Kauf. Ketel Weber und Ermittlerin Amanda Plummer („Pulp Fiction“) spielen zwei starke Figuren, die der Geschichte am Ende Hoffnung und sogar Farbe verleihen.

„Silvi“ ist das Debüt von Nico Sommer, der die Geschichte einer Frau im fortgeschrittenen Alter erzählt, die sich nach der Trennung von ihrem Mann noch einmal aufrappelt. Auch wenn die Macken der Männer, an die sie durch eine Kontaktanzeige gerät, etwas redundant sind – die Leistung von Lina Wendel und ihre Leinwandpräsenz als Silvi sind bemerkenswert, außerdem beweist Sommer großes inszenatorisches Talent.

Aus dem deutschen Dokumentarfilmschaffen bleiben zwei Werke in Erinnerung: „Haus Tugendhat“ von Dieter Reifarth lässt das Publikum teilhaben an wunderbarer Architektur und gleichzeitig einer bewegten Familiengeschichte des letzten Jahrhunderts. Eins der wenigen Pressehefte, das nicht den Weg ins Altpapier nahm, da es wie ein sorgfältig gestalteter Architektur-Bildband daher kommt.

Haus Tugendhat | Dieter ReifarthJulia Oelkers „Can’t be Silent“ hingegen ist die mitreißende Geschichte einiger Musiker und ihrer Konzerttournee. Was deutschen und EU-Bürgerinnen und -Bürgern eine Selbstverständlichkeit ist, gerät für die porträtierten MusikerInnen zur Herausforderung: Sie sind Flüchtlinge und leben in deutschen Asylbewerberheimen. Da darf man nicht einfach mal so irgendwo hin fahren, um mit einer Band aufzutreten. Die tolle Musik hilft beim Zusehen stets nur kurz über die bedrückenden Auswirkungen der Asylpolitik in unserem Land hinweg, dennoch ist der Film voll Energie und Optimismus.

Can’t Be Silent | Julia Oelkers[Erschienen im gedruckten Kinokalender 12/2013 und hier]