Helden des Polarkreises

„Ihr seid mir ja Helden“ – wenn Mutti das sagt, haben die Kinder mal wieder was angestellt. Die „Mutti“ ist im Fall dieses sympathischen finnischen Films eine junge Frau: Inari, die Freundin von Janne. Sie ist endgültig genervt von Jannes Slackerdasein und stellt ihm ein Ultimatum: Er muss bis zum kommenden Tag eine Digibox kaufen, denn in Finnland wird das analoge Fernsehen in dieser Nacht abgeschafft.

Janne hat das Geld, das Inari ihm bereits für die Digibox gegeben hatte, aber mit seinen Freunden versoffen. Weiterlesen

William S. Burroughs – A Man Within

„Gucke auf meine dreckigen Hosen runter, seit Wochen nicht gewechselt… Die Tage gleiten vorüber, eingefädelt in eine Injektionsspritze mit langem Blutfaden. Ich vergesse Sex und Saufen und alle scharfen Freuden des Körpers… ein graues, suchtgetriebenes Gespenst.“„Naked Lunch“ empörte die konservativen US-Amerikaner mit Schilderungen von Wahnsinn, Drogenrausch und Homosexualität bis ins Mark. Das war 1959! Wie schon im Fall von „Howl“ von Allen Ginsberg (1955 erschienen, Anfang diesen Jahres fürs Kino adaptiert) wurde Jahre lang vor Gericht um die Veröffentlichung gestritten. Weiterlesen

In einer besseren Welt

Ganz schön viel Probleme in einem Film: Der Arzt Anton arbeitet in einem afrikanischen Flüchtlingslager. Zuhause lebt er in Trennung von seiner Frau. Sein introvertierter Sohn Elias wird von Mitschülern gemobbt. Elias freundet sich mit Christian an, der gerade in den kleinen Ort gezogen ist. Seine Mutter ist kürzlich gestorben, sein Vater viel unterwegs. Christian meint, dass er was verstanden hat von der Welt: „Du musst einmal richtig zuschlagen, dann wagt sich keiner mehr an dich ran. Das ist in allen Schulen so.“ Anton hingegen versucht Elias das Prinzip der Gewaltfreiheit beizubringen, das auch er selbst lebt. In einer eskalierenden Situation mit einem anderen Vater auf dem Spielplatz erklärt er, was das für ihn bedeutet: Durch Zuschlagen macht man sich selbst zum Idioten. Die beiden Jungs aber haben für diese Haltung nur Verachtung übrig. Weiterlesen

Attack the Block

Das Böse in Gestalt eines Aliens ist schwärzer als der schwärzeste Cousin, also schon etwas vor dem man Angst haben könnte. Anfangs allerdings sind die Jungs einer Südlondoner Gang absolut unerschrocken. Dieser Mut scheint die positive Kehrseite der Skrupellosigkeit zu sein, die im August zu den Straßenschlachten und Plünderungen in Londoner Städten führte. Doch mit solchen Gedanken ist man schon bei einer Interpretation, die der Film gar nicht vor sich herträgt. Hier wird einfach nur eine ziemlich abgefahrene Geschichte erzählt: Weiterlesen

Meek’s Cutoff

Immer dieser Wind! Man fühlt sich selbst ganz zerzaust, wenn man den drei Familien zuschaut, die sich sich mit ihren Trecks durch das weite, vertrocknete Land kämpfen. Sie haben auf einen gehört, der weiß wo’s langgeht, wo es Wasser gibt. Angeblich. Denn bisher hat Stephen Meek sie nur weitab der üblichen, vermeintlich gefährlicheren Route geführt, das mitgeführte Wasser wird knapper und die drei Männer diskutieren bereits, ob sie Meek nicht einfach erschießen sollen, da sie ihm nicht mehr trauen. Die dazugehörigen Frauen haben nicht viel zu sagen, sie verstecken sich buchstäblich hinter ihren seltsamen Hauben.

Es ist das Jahr 1845, die Zeit der Besiedlung des Westens der heutigen USA. Kelly Reichardt hat nach „Old Joy“, „Wendy and Lucy“ also einen Kostümfilm gemacht. Weiterlesen

Die Thomaner – Herz und Mund und Tat und Leben

„Ein Blick hinter die Kulissen“ des weltberühmten Leipziger Thomanerchores? Wohl eher ein Huldigungsfilm im Jahr des 800-jährigen Bestehens. Anfangs kommen noch zweifelnde Mütter zu Wort, die ihr Kind gerade in die Obhut des altehrwürdigen Hauses, genannt den „Kasten“ geben, wo sie in Stuben mit bis zu zehn anderen wohnen werden. Weiterlesen

Podcast des Büros für Filmangelegenheiten

Reden über Film – nach dem Kino, auf einem Filmfestival, mit Freunden, Filmemacherinnen, beim Bier, beim Kaffee… Das mache ich ja sowieso dauernd. Und jetzt einfach mal mit Zuhörerinnen und Zuhörern.

Gehen wirds um kurze und sehr kurze FIlme, um gute, sehr gute und auch mal um sehr schlechte Filme, um seltsame, aufregende, rotzige, farbenfrohe, politische, urkomische, wahnsinnige, bemerkenswerte, schockierende, tieftraurige, schwarz-weiße, stumme, geniale und provokante Filme – die Auswahl erfolgt hoch subjektiv und lässt sich nur durch meinen Geschmack rechtfertigen.

petra schreibt

Seit Jahren schreibe ich Filmrezensionen, anfangs für zitty Berlin, später kamen Dresdner Kulturmagazin, Kinokalender (Dresden) und der Kulturschwärmer (Magdeburg) dazu. Texte, die mir gut gefallen, setz ich hier noch mal rein oder schreibe auch mal was nur für diesen Blog.